Dr. Julia Wambach | Assoziierte Forscherin

Ehemaliges Mitglied
Mobilität, Migration und räumliche Neuordnung
Centre Marc Bloch, Friedrichstraße 191, D-10117 Berlin
E-Mail: wambach  ( at )  mpib-berlin.mpg.de Tel: +49(0) 30 / 20 93 70700

Mutterinstitut : Max-Planck-Institut für Bildungsforschung | Position : Forscherin in der Abteilung "Geschichte der Gefühle" | Fachbereich : Geschichte |

Biographie
  • Ph.D. in Late Modern European History, University of California, Berkeley, 2017. "Learning from Defeat. The French Occupation of Germany after two World Wars"
  • M.A. Geschichte und Romanistik (Französisch), Ruhr-Universität Bochum, 2009.
  • B.A./Licence Geschichte und Romanistik (Französisch), Ruhr-Universität Bochum/Université François Rabelais Tours, 2006.
Lebenslauf als Datei
Forschungsthema

Das Ende der Solidarität? Deindustrialisierung in Deutschland und Frankreich (1960-2000)

Titel der Dissertation

Learning from Defeat. The French Occupation of Germany after two World Wars

Zusammenfassung der Dissertation

Im Jahre 1945, nach dreißig Jahren Krieg und Besatzung in Westeuropa, stehen Frankreich und Deutschland vor einer neuen Besatzungssituation. Dieses Mal kehren die Franzosen nach Südwestdeutschland zurück – allerdings wird diese Besatzung die letzte Besatzung zwischen den beiden Ländern werden. 1955, am Ende dieser Besatzung waren die Weichen gestellt für ein vereintes Europa, verankert in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit der Europäischen Gemeinschaft für Kohle- und Stahl, mit Deutschland und Frankreich im Zentrum dieser Union.

Warum endete der Konflikt zwischen den beiden Ländern mit dieser letzten Besatzung? Historiker haben bislang meistens auf die französische Besatzungspolitik in Deutschland, die gemeinsamen Institutionen oder die Bemühungen französischer Intellektueller verwiesen, die als Vermittler zwischen Deutschland und Frankreich fungierten. Die meisten Studien zur Europäisierung oder der Westintegration Deutschlands beginnen 1945 und erzählen eine Geschichte der Versöhnung vor dem Hintergrund des Kalten Krieges. Die Besatzung wird als erster Schritt zur institutionalisierten deutsch-französischen Staatsfreundschaft gesehen, der im Elysée-Vertrag kulminiert.

Meine Dissertation bietet eine neue Erklärung für das Ende der Gewalt zwischen Frankreich und Deutschland an und schaut sich genauer an, welche Lernprozesse im Jahr 1945 in die Besatzungssituation einfließen. Das sind zum einen die Erfahrungen der Franzosen mit ihrer eigenen Kollaboration mit Nazi-Deutschland während der Besatzung. Denn eine ganze Reihe von Besatzungsbeamten kamen aus der Vichy-Regierung. Zum anderen waren es Erfahrungen aus dem französischen Widerstand, die dazu führten, dass dem Frieden 1945 nicht getraut wurde und die Sorge des Nazi-Widerstands Überhand gewann. Oder es sind Erfahrungen mit der Rheinlandbesatzung, die dazu führten, dass separatistische und frankophile Bestrebungen nach dem Krieg skeptisch beäugt wurden und lieber dem deutschen Nationalismus vertraut wurde. Und schließlich wird die Frage geklärt, welchen Einfluss der europäische Kolonialismus auf die französische Besatzung in Deutschland hatte.

Die These der Arbeit ist, dass die doppelte Niederlage von Deutschland und Frankreich im Zweiten Weltkrieg ein notwendiger Schritt war, den langen Konflikt zwischen den beiden Ländern zu beenden. Mit anderen Worten kann die Annäherung nach 1945 nur durch die Verflechtungsgeschichte der beiden Länder seit 1914 erklärt werden. Nur als Frankreich und Deutschland beide Verlierer des Krieges sind, begannen sie über die Gründe der katastrophalen Niederlage zu reflektieren. Meine Arbeit zeigt, dass der so in Gang gekommene Lernprozess jedoch nicht linear verlief, sondern durchaus ‚falsche‘ Schlüsse aus der Vergangenheit gezogen wurden oder die Verständigung auch über die gemeinsame Komplizenschaft im Nationalsozialismus entstand.

Institution der Dissertation
University of California, Berkeley
Betreuer
Prof. Dr. Stefan-Ludwig Hoffmann

Das Ende der Solidarität? Deindustrialisierung in Deutschland und Frankreich 1960-2000

"Das Ende der Solidarität?" ist eine vergleichende Sozialgeschichte der Deindustrialisierung in Westeuropa zwischen 1960 und dem Jahr 2000. Basierend auf Oral History Interviews in zwei ehemaligen Industrieregionen Westeuropas (Nordfrankreich und dem Ruhrgebiet) möchte das Projekt die veränderte Wahrnehmung von sozialem, politischem und wirtschaftlichem Zusammenhalt sowie die Konstruktion von emotionalen Gemeinschaften zu der Zeit untersuchen, als die Arbeit in den Kohle- und Stahlfabriken – und somit das traditionelle Bindeglied der Gesellschaft – verschwand. Da diese Industrieregionen seit dem 19. Jahrhundert auch immer Einwanderungsregionen waren, verbindet mein Projekt die Geschichte der Deindustrialisierung mit der Geschichte von Migration in Westeuropa. Für das Projekt wähle ich insgesamt drei methodische Zugänge, die Sozialgeschichte der Deindustrialisierung, sowie die Migrations- und Emotionsgeschichte. Diese drei Zugänge ermöglichen es, einen Beitrag zu leisten, zur Historisierung der aktuellen Debatte um die sogenannte „Flüchtlingskrise“ und das Erstarken von rechtsextremen Tendenzen in diesen Regionen.
Publikationen