Prof. Dr. Markus Messling | Stellvertretender Direktor

Ehemaliges Mitglied
Centre Marc Bloch, Friedrichstraße 191, D-10117 Berlin
E-Mail: messling  ( at )  cmb.hu-berlin.de Tel: +49 (0) 30 / 20 93 70 705

Fachbereich : Literaturwissenschaft |

Biographie

Markus Messling ist seit April 2019 Professor für Romanische Kulturwissenschaft an der Universität des Saarlandes. Von Juni 2015 bis März 2019 war er stellvertretender Direktor des Centre Marc Bloch und seit Herbst 2018 zugleich Professor für Romanische Literaturen an der Humboldt-Universität zu Berlin. Promotion in Romanischer Philologie an der Freien Universität Berlin 2007; Habilitation an der Universität Potsdam 20​15 (Venia legendi für Romanische Philologie und Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft). Er war Projektleiter Wissenschaft und Forschung bei der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius in Hamburg (2007/2008), und DAAD/MSH-Postdoktorand an der École des Hautes Études en Sciences Sociales (EHESS) Paris (2008/2009). Von 2009 bis 2014 war er Leiter der Emmy Noether-Nachwuchsgruppe "Philologie und Rassismus im 19. Jahrhundert" an der Universität Potsdam (Deutsche Forschungsgemeinschaft). Seit 2011 ist er zudem Sprecher (gem. mit Franck Hofmann) der internationalen Forschergruppe "Transmed! Denken der Méditerranée und europäisches Bewusstsein" (DFJW, in Kooperation mit dem Collège International de Philosophie Paris). Seine Arbeiten wurden mit dem Tiburtius Preis der Berliner Universitäten für herausragende Dissertationen sowie dem Nachwuchswissenschaftler-Preis des Landes Brandenburg ausgezeichnet.

Markus Messling ist Mitglied des Kollegiums von "Zukunftsphilologie. Revisiting the Canons of Textual Scholarship" (Forum Transregionale Studien / Freie Universität Berlin), Gründungsherausgeber von Philological Encounters (Leiden, Boston: Brill) und Redakteur der Zeitschrift für Ideengeschichte (München: C.H. Beck). Er war Fellow der School of Advanced Study-University of London (2014), Visiting Scholar der University of Cambridge und des Wolfson College (2014), sowie Gastprofessor an der EHESS Paris (2011, 2015) und der Kobe University in Japan (2016).

Universalität nach dem Universalismus. Über frankophone Literaturen der Gegenwart

Die maßlose Gewalt der Moderne und ihr sozialer und ökologischer Preis haben den Anspruch Europas auf paradigmatische Weltdeutung -und Gestaltung weitgehend entkräftet. Der europäische Universalismus steckt in der Krise und mit ihm ein Modell der Weltaneignung, dessen Zentrum Paris war. Im Gegensatz zur Melancholie, die sich heute in identitären Verkrampfungen äußert, kann eine nostalgische Haltung den Verlust in eine Frage wenden, die zukunftsentscheidend ist: Was bleibt von den Idealen? Ausgehend von literarischen und theoretischen Texten des frankophonen extrême contemporain, untersucht die Studie, wie sich nach dem europäischen Universalismus Ansätze eines neuen Menschheitsbewusstseins finden lassen, ohne die Erkenntnis und Gerechtigkeit in der Weltgesellschaft nicht organisiert werden können. Es geht dabei davon aus, dass die Rückkehr des Realismus im Roman der Gegenwart auf die Krise überkommener Wirklichkeitsaneignungen zurückzuführen ist, die es im Sinne von Jacques Rancières "Politik der Literatur" sondiert.

Fluchtpunkt - Das Mittelmeer und die europäische Krise

01.November 2017

Franck Hofmann , Markus Messling

Edition: Kulturverlag Kadmos
ISBN: ISBN 978-3-86599-384-7

»Schließlich blüht die modische Verneinung von Modernität, Vernunft und Aufklärung auf beiden Seiten unseres gemeinsamen Mittelmeeres.« Sadik J. Al-Azem

In der Méditerranée kommen die Zukunftsprobleme der globalen Welt wie unter einem Brennglas zur Sichtbarkeit: Europa muss sich vom Süden her neu entwerfen.

Mit Texten von

Sadik J. Al-Azem, Étienne Balibar, Raffaele Carbone, Volkan Çidam, Roberto Dainotto, Depression Era, Hanno Ehrlicher, Ottmar Ette, Gunter Gebauer, Mohamed Kerrou, Yann Lafon, Giovanni Levi, Nora Lafi, Nazan Maksudyan, Sandro Mezzadra, Tanja Michalsky, Sarga Moussa, Valentina Neri, Diogo Sardinha, Adania Shilbi, Frieder Otto Wolf


Philological Encounters

25.September 2017

Markus Messling

Edition: Brill
Collection: Philological Encounters
ISBN: 2451-9189

Die Ausgabe 3-4 (Vol. 2) der Zeitschrift "Philological Encounters" ist dem Thema "Formations of the Semitic: Race, Religion and Language in Modern European Scholarship" gewidmet.

Sie wurde herausgegeben von Islam Dayeh, Ya'ar Hever, Elizabeth Eva Johnston und Markus Messling. 


Gebeugter Geist - Rassismus und Erkenntnis in der modernen europäischen Philologie

29.September 2016

Markus Messling

Edition: Wallstein
Collection: Philologien. Theorie - Praxis - Geschichte
ISBN: 978-3-8353-1931-8

Eine systematische Studie über die Reflexion von Geist und Sprache, Poetik und Textkultur, Abstammung und »Rasse« in der europäischen Philologie.

Die moderne Philologie war lange eine »Leitwissenschaft«, die gesellschaftlich relevante Aussagen über den Menschen traf. Früher als naturgeschichtliche Ansätze konnte sie den menschlichen »Geist« aus den Sprachen, Zeichensystemen und Textarchiven der Welt aufschlüsseln. Als Europa zur Weltmacht aufstieg, lag der erkenntnistheoretische Beitrag der Philologie zur Rassenanthropologie in der Vermengung von Sprach- und Schriftstrukturen, Formprinzipien und Gattungsfragen mit vermeintlichen kognitiven Potentialen von Sprechern und Schreibern. Zugleich haben Philologen so gewonnene Annahmen einer Kritik unterzogen, die sie aus der philologischen Hermeneutik und Methodik selbst entfalteten. Anhand philologischer Konzeptionen von Denkern wie Friedrich Schlegel, G. W. F. Hegel, Michele Amari, Jean-Pierre Abel-Rémusat oder Ernest Renan arbeitet die Studie die Reflexion dieser umkämpften Wissensbestände systematisch auf. Hieraus lassen sich Anhaltspunkte für eine zukunftsfähige Philologie gewinnen, die sich heute mit naturalistischen Diskursen über den Menschen ebenso auseinandersetzen muss wie mit dem Erbe des europäischen Universalismus und der politischen Überhöhung kultureller Differenz.


Les Hiéroglyphes de Champollion - Philologie et conquête du monde

03.November 2015

Markus Messling

Edition: Éditions littéraires et linguistiques de l’université de Grenoble
ISBN: 9782843103117

Edition révisée et augmentée.

Le déchiffrement des hiéroglyphes par Champollion représente le triomphe de la philologie au XIXe siècle. Mais le récit d´un « coup de génie » masque les conditions épistémologiques et les luttes idéologiques dans lesquelles s’inscrit cet exploit. Le livre cherche à reconstituer ce contexte pour montrer les enjeux du déchiffrement.

À travers une reconstitution des controverses ayant accompagné le déchiffrement des hiéroglyphes, M. Messling cherche à saisir la particularité de la démarche qui a permis à Champollion de réussir là où ses concurrents ont échoué. En partant de l’idée que le choix de la méthode de déchiffrement est loin d’être une question purement technique, il analyse les conditions épistémologiques nécessaires pour réaliser cet exploit, mais aussi ses implications pour la culture européenne, dans laquelle les hiéroglyphes ont occupé une place très particulière.

L’auteur adopte alternativement une perspective historique, philosophique, philologique et épistémologique, en mettant en évidence les présupposés idéologiques des choix scientifiques, le rôle des facteurs institutionnels et des modes d’organisation de la recherche, ou, enfin, l’aspect matériel de la compétition que les puissances européennes se livrent dans le domaine de l’égyptologie. Le livre met l’accent sur les contradictions de Champollion, qui sont aussi celles des Lumières en général : d’une part l’universalisme et un projet émancipateur à destination de l’humanité entière, d’autre part la tendance à faire converger le monde vers ses centres considérés comme lieux privilégiés du progrès, ce qui peut justifier le pillage des biens culturels. Ces contradictions, dont on observe les conséquences jusqu’à aujourd’hui, n’échappaient pas à Champollion lui-même, comme en témoigne sa lettre à Méhemet-Ali reproduite dans le volume et dans laquelle le savant réclame des mesures pour protéger le patrimoine égyptien.


Rassedenken in der Sprach- und Textreflexion

15.September 2015

Markus Messling , Philipp Krämer, Markus A. Lenz

Edition: Wilhelm Fink
ISBN: 978-3-7705-5876-6

Kommentierte Grundlagentexte des langen 19. Jahrhunderts

Die Philologie hat im 19. Jahrhundert wesentlich zum europäischen Rassismus beigetragen, gegen diesen aber auch zentrale anthropologische Wissensbestände behauptet. Der Band zeigt diesen Prozess anhand von Grundlagentexten und erläuternden Kommentaren.
Früher als biologische Rassenlehren lieferte philologisches Wissen grundlegende »Erkenntnisse« über Ursprünge, Wesen und Potenziale menschlicher Kollektive. Die Entdeckungen der Sprach- und Textreflexion erlaubten eine rassenlogische Hierarchisierung des Menschen auf der Grundlage eines Erbfolgedenkens, das für die europäischen Völker eine Vorrangstellung innerhalb der Weltgeschichte beanspruchte. Diese »Erkenntnisse«, abgeleitet anhand von Indizien der Sprach- oder Schriftstrukturen, der Textformen und Überlieferungsströme, sind daher keine weichen Faktoren der Wissenschaftsgeschichte, die harte Wissensbestände ergänzt hätten, sondern stellen Konstruktionsbedingungen für das Erkenntnisobjekt Mensch im 19. Jahrhundert dar.

Mit Texten von: Friedrich Schlegel, Lewis Cass, Julius Klaproth, Carlo Cattaneo, Arthur de Gobineau, August Friedrich Pott, Ernest Renan, Friedrich Nietzsche, Friedrich Max Müller, Gaston Paris, Marcelino Menéndez y Pelayo, Hugo Schuchardt, René de Poyen-Bellisle, Lucien Adam.


Leeres Zentrum. Das Mittelmeer und die literarische Moderne

07.Mai 2015

Franck Hofmann , Markus Messling

Edition: Kulturverlag Kadmos
ISBN: 3865992560

Die Autoren dieses Bandes reflektieren das Mittelmeer als zentralen Bezugspunkt des europäischen Bewusstseins im Moment einer radikalen Krise, die im Zeichen forcierter Modernisierungen, des Kolonialismus und der Kriege der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufbricht.

Als Vorbildkultur taugt ihnen die beschriebene Méditerranée nicht mehr, jedenfalls nicht ungebrochen, und auch nicht mehr als Zentrum einer globalisierten Weltgesellschaft. So verzeichnen sie ein letztes Mal das kulturelle Inventar des Mittelmeers und lösen sich, jeweils auf spezifische Art, von der Vorstellung einer im Süden als Norm zu gewinnenden Klassizität und Humanität. Doch auch wenn das mediterrane Erbe in der Moderne radikal in Frage gestellt und die kulturelle Geographie des Mittelmeers neu geordnet wird, bleibt der Bezug zum Süden doch Teil der Bestimmungen des Europäischen. Er lässt sich als Konfrontation der Autoren mit einem leeren Zentrum beschreiben, das nicht mehr die Hoffnung auf eine Ordnung des Maßes oder das Versprechen ursprünglicher Vitalität bereithält, ohne das aber ihre ästhetischen und anthropologischen Reflexionen nicht denkbar wären.

Wie über Europa nachdenken, wenn nicht aus dieser Verschiebung heraus? In der Kulturkrise Europas unserer Tage erscheinen die hier präsentierten Texte daher geradezu gegenwärtig.

Foto- und Textquelle: http://www.kulturverlag-kadmos.de/buch/leeres-zentrum.html.