Vera Kallenberg | Assoziierte Forscherin

Ehemaliges Mitglied
Centre Marc Bloch, Friedrichstraße 191, D-10117 Berlin
E-Mail: kallenberg  ( at )  cmb.hu-berlin.de Tel: +49(0) 30 / 20 93 70700

Mutterinstitut : Vanderbilt University, department for germanic and slavic languages | Position : Consultant, scientific collaborator | Fachbereich : Geschichte |

Biographie

Vera Kallenberg is a postdoctoral researcher, associated with the École des hautes études en sciences sociales Paris and the Zentrum Jüdische Studien Berlin-Brandenburg. She gained her PhD in history from the Technical University Darmstadt and the École des hautes études en sciences sociales (EHESS) Paris in 2016 as part of a Franco-German bi-national doctoral program (“Co-tutelle”).

During her doctorate, she was a member of the German-French research school ‘Constructing difference’ (offered by the Humboldt University Berlin, the EHESS Paris, and the CMB Berlin), and part of the research cluster „Jews within the pluralistic legal culture of the Holy Roman Empire“ at the Max-Planck-Institute for European legal History in Frankfurt Main. She has received funding and scholarships from the Max-Planck-Society, the Franco-German University, the German Academic Exchange Service, the German National Academic Foundation, and the Foundation for the Memory of the Holocaust.

Her doctoral thesis entitled “Extremely Common – Jews before the Frankfurt Penal Court, 1780-1814” (with the distinction “summa cum laude”) explores, systematically and praxeologically by way of qualitative analysis, the treatment of Jews by, and their agency within, Christian authoritarian criminal jurisdiction at the turn of the 19th century. Her current research interests are Jewish Intellectual History (Hannah Arendt, Léon Poliakov) and the history of Jewish Historiography in the 20th century (especially the history of anti-Semitism historiography and early Holocaust research).

Lebenslauf als Datei
Forschungsthema

Léon Poliakov (1910-1997) – an intellectual history.

My postdoctoral project analyses the life and work of Jewish-Russian French historian Léon Poliakov (1910-1997). I thereby focus on the production, development, presentation, and reflection of knowledge about the Shoah, anti-Semitism, and racism between 1945 and the 1990s. By doing so, I follow recent research approaches analyzing the beginnings of Holocaust research, and the relationship between historiography and the Shoah. My research project aims to provide a study combining the history of knowledge and the history of experience. Its main sources are the totality of Poliakov’s printed scientific and publicist work, his private papers which have not yet been analyzed, in addition to other archival sources. The goal of my research project is to write an intellectual history analyzing the interaction of practice, movement of thinking, and knowledge production, and to situate this interaction within the academy and society.

Research areas and interests

Jewish Intellectual History

History of Jewish historiography (20th century)

Early Holocaust Research

History of anti-Semitism historiography

European History from 1700 (especially Gender-, Cultural- and Everyday history)

Legal History

(cotutelle)
Titel der Dissertation
„Extrem alltäglich – Jüdinnen und Juden in der Frankfurter Strafgerichtsbarkeit (1780-1814)“ (abgeschlossene Dissertation)
Zusammenfassung der Dissertation

Das Dissertationsprojekt erforscht − erstmals systematisch und praxeologisch anhand einer qualitativen Analyse Frankfurter Kriminalakten – die Behandlung und Agency von Jüdinnen und Juden in der christlich-obrigkeitlichen Strafgerichtsbarkeit im Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert. Dabei nimmt die Studie sowohl die Kriminalisierung von Juden* in Strafrecht und Policeyrecht sowie der ‚Judengesetzgebung‘ als auch die Justizpraxis zwischen 1780 und 1814 in den Blick. Um den Auswirkungen der ambivalenten Stellung der Juden in Straf- und Policeyrecht in der Justizpraxis nachzugehen, wurde – angesichts der Quellenlage nach 1806 und weil Veränderungen zwischen 1780 und 1814 vor allem im diskursiven Aushandlungsprozess der Akteure sichtbar werden –, auf ausgewählte qualitative Mikroanalysen zurückgegriffen. Diese werden mit Hilfe eine quantitativen Analyse und qualitativ analysierter Fallbeispiele situiert. Im Zentrum der Arbeit stehen die Konfliktfelder „jüdische Männlichkeit(en), Ehre und Gewalt“ sowie „Geschlechter-, Gesindeverhältnisse und jüdische Häuser“, die anhand der Mikroanalysen ausgeleuchtet werden. Im Rahmen von sechs Fallstudien analysiere ich, wie es dazu kam, dass jüdische Frauen und Männer vor Gericht kamen oder gingen, wie sie dort auftraten, welche Argumente die Juristen bemühten und welchen Hintergrund ihre Strafbeimessung hatte. Dabei kann ich zeigen, wie juridische Verfahren und strafrechtlich relevante Faktoren mit dem Agieren und dem sozial-rechtlichen Status der jeweiligen jüdischen Delinquenten* zusammenwirkten und welche Rolle es für ihre Behandlung und Agency vor Gericht spielte, dass es sich um Jüdinnen und Juden handelte.

Insgesamt verfolgt die Dissertation eine dreifache Zielsetzung. Erstens leistet die Analyse der Frankfurter Strafjustiz in Bezug auf Juden* einen Beitrag zu einer Geschichte jüdischer Delinquenz um 1800. Zweitens lote ich die Kriminalakten für eine Alltags-, Kultur- und Geschlechtergeschichte der Frankfurter Juden um 1800 aus. Drittens geht es um die Art und Weise des Erzählens dieser Geschichte(n) selbst. Konzipiert ist die Arbeit als multiperspektivische Verflechtungsgeschichte, die sowohl Begegnungen und Interaktionen zwischen jüdischen und nichtjüdischen Akteure* als auch innerjüdische Beziehungen analysiert.

Schlagwörter: Deutsch-jüdische Geschichte, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Altes Reich, Reichsstadt Frankfurt, Dalbergstaaten, Primatialstaat, Großherzogtum Frankfurt, Strafrechtsgeschichte, Geschichte der Strafgerichtsbarkeit, historische Kriminalitätsforschung, Policey, Strafrecht, Judengesetzgebung, Strafjustiz, Strafgerichtsbarkeit, Strafgericht, Justizpraxis, Strafpraxis, Delinquenz, Devianz, Juden, Jüdinnen, Behandlung, Agency, Fallstudien, Mikroanalyse, Mikrogeschichte, qualitative Analyse, quantitative Analyse, jüdische Haushalte, Geschlechterverhältnisse, Gesinde, Ehre, Gewalt, Eigentumsdelinquenz, Gewaltdelinquenz, Gender Studies, Intersektionalitätsforschung, Alltagsgeschichte, Kulturgeschichte.

Betreuer
Karl Härter (MPIeR Frankfurt, TU Darmstadt), Michael Werner (EHESS)
Projekte

Non-Unity in Jewish History: Jewish men and women before the Frankfurt Penal Court, 1780-1814 (Manuscript in preparation, under contract with Wallstein Publishers).

 

Léon Poliakov (1910-1997) – an intellectual history (postdoc project).

 

As from January 2017: Consultant for Barbara Hahn (Vanderbilt University) and research associate, historical-critical edition of the collected works of Hannah Arendt (co-editor of the ‘Origins of totalitarianism’/ ‘Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft’)

Aktivitäten

Professional Memberships

Member of the working group “Individual, society, and culture at the time of National Socialism”, Centre Marc Bloch Berlin

Member of the working group “Jewish history and historiography”, ZJS Berlin

Member of Society for the research of Jewish History (GEGJ)

Member of the Interdisciplinary Center for German Studies (Ciera Paris)

Jüdinnen und Juden in der Frankfurter Strafjustiz 1780-1814. Die Nicht-Einheit der jüdischen Geschichte

17.September 2018

Vera Kallenberg

Edition: Wallstein
ISBN: 9783835330863

Wie wurden Jüdinnen und Juden vor Gericht behandelt und welche Handlungsspielräume hatten sie?

Juden im frühneuzeitlichen Strafrecht sollten wie alle Untertanen in der hierarchisierten Ständegesellschaft behandelt werden. Gleichzeitig existierten diskriminierende Bestimmungen, die nur für Juden galten und ihnen einen Sonderstatus zuwiesen. Vera Kallenberg analysiert erstmals systematisch, wie sich dieser rechtliche Sonderstatus auf die Behandlung und Handlungsmöglichkeiten von jüdischen Frauen und Männern vor dem Strafgericht der christlichen Obrigkeiten auswirkte. Dies zeigt die Autorin am Beispiel der Reichsstadt Frankfurt am Main mit ihrem jüdischen Ghetto, der »Judengasse«, und vor dem Hintergrund der Umbrüche zwischen Spätaufklärung und dem Ende der napoleonischen Ära. Die Reformvorhaben in dieser Zeit zielten auf die staatsbürgerliche Gleichstellung der Juden sowie auf eine Reform der Strafjustiz und des Gerichtswesens. Wie die Autorin zeigt, erwies sich diese Übergangsphase aus der Perspektive der jüdischen Minderheit jedoch als äußerst ambivalent. Damit macht sie die Widersprüche und Ungleichzeitigkeiten sichtbar, die die jüdische Geschichte Frankfurts in diesem Zeitraum durchzogen.


Intersectionality und Kritik. Neue Perspektiven für alte Fragen.

25.September 2012

Vera Kallenberg , Meyer, Jennifer; Müller, Johanna M.

Edition: Springer VS
ISBN: 978-3-531-17726-7

Die bisherigen Debatten um Intersectionality haben gezeigt, dass sich eine kontextunabhängige Definition von Intersektionalität nicht angeben lässt. Darüber hinaus bezeugt das ungebrochene Interesse an dieser Debatte, dass es eines kritischen Reflexionsinstrumentes von Ungleichheit und Differenz in Wissenschaft und Politik bedarf. Was also ist das Verhältnis von Intersektionalität und Kritik respektive kann Intersektionalität kritisch sein?

Dieser Band behandelt die Frage in dreierlei Hinsicht: Erstens wird Intersectionality im Spannungsfeld von wissenschaftlichen und politischen Praktiken analysiert. Zweitens wird Intersectionality als Methodenreflexion, das heißt als Kritik an herkömmlichen Methoden der jeweiligen Disziplinen, präsentiert. Drittens werden Ansätze diskutiert, die Intersectionality als kritisches Instrument für die Reflexion von Geschichte und Gesellschaft fruchtbar machen.