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ERC-Projekt DREAM - Drafting and Enacting the Revolutions in the Arab Mediterranean

03. April 

Dynamiken und Erfahrungen der Globalisierung

Wenn über die Revolution im arabischen Mittelmeerraum gesprochen wird, gibt es immer noch zwei große zeitliche Perioden, die den historischen Horizont zu trüben versuchen: Als Erstes wären da die Bewegungen von 2010 bis 2011 zu nennen, deren Status als Revolution/-en in den verschiedenen Diskussionen um Jahreszeiten von Frühling und Winter verschlungen wurden; als Zweites wären da die Revolutionen zu nennen, die mit der Entkolonialisierung und den nationalen Emanzipationskämpfen der 1930er bis 1960er Jahre zusammenhingen. Die meisten dieser Revolutionen beschränkten sich auf nationale Bezugsrahmen und wurden zu Instrumenten autoritärer Regime, wie wir heute anhand den Nachzügen der Algerischen Revolution, dem Staatsstreich der Baath-Partei in Syrien, der Libyschen Revolution der "Volksdemokratischen Republik", oder der Nasserianische Revolution in Ägypten sehen können.

Zwischen diesen beiden Perioden (1930er-60er und 2010-2011), so wird uns suggeriert, sei nichts passiert. Dieses Projekt jedoch versucht einen Weg zu ebnen, der es uns ermöglichen soll zu verstehen, was wir meinen, wenn wir von "Revolutionen" sprechen. In diesem Projekt setzen wir weniger auf den „Überraschungsmoment“ einer Revolution oder den Diskurs von „Plötzlichkeit“. Stattdessen heißen wir es willkommen, dass politischer Ausdruck weit mehr umfasst als das, was üblicherweise angenommen wird. Wir wollen einen Diskurs über unser Verständnis von Revolution in Gang bringen, der das Körperliche, sowie Emotionen, Schweigen und Auslassungen mitbetrachtet. Unsere neue Herangehensweise veranlasst  uns somit Revolution als einen anhaltenden Prozess in Zeit und Raum zu betrachten und nicht nur als ein Ereignis in der Geschichte.

Es werden öffentliche und private Archive der revolutionären Zeiten von DREAM genutzt. Indem DREAM die Forschung zu den "Ungovernables"/ den „Unregierbaren“ nutzt und somit Formen des gewöhnlichen infra-politischen Widerstands (Scott, 1990) beleuchten kann, wird DREAM zweierlei zeigen können: 1) Dass Mikro-Widerstände nicht von Momenten revolutionärer Explosion getrennt werden können, und 2) dass eine "revolutionäre Überraschung" durch ein Phantasma konstruiert wird, dass "unbewegliche" Perioden zwischen "revolutionären Ereignissen" fantasiert. DREAM wird allerdings mit seiner Forschung zeigen, dass diese Perioden ebenso reich an revolutionärem Potenzial und Verlangen nach sozialem Wandel sind, wie die Perioden während und nach den sogenannten "revolutionären Momenten".

Mehr Information auf der Hypotheses-Webseite des ERC-Projekts DREAM.


Kontakt:

Leyla Dakhli
leyla.dakhli  ( at )  cmb.hu-berlin.de