Zwischen Antidiskriminierung und politischem Konflikt. Überlegungen zur Situation an deutschen Universitäten und Hochschulen
April 29 | 10:00
Staat, Recht und politischer Konflikt
Teresa Koloma-Beck (Professorin für Soziologie an der Helmut Schmidt Universität Hamburg)
Am Anfang dieser Sitzung wird das Dossier über wissenschaftliche Ressourcen zum Thema Antisemitismus vorgestellt
- Allouche-Benayoun, J., Attias-Donfut, C., Jikeli, G. & Zawadzki, P. (2022). L'antisémitisme contemporain en France: Rémanences ou émergences ?. Hermann.
- Peter Ullrich, Sina Arnold, Anna Danilina, Klaus Holz, Uffa Jensen, Ingolf Seidel und Jan Weyand (Hrsg) (2024), Was ist Antisemitismus? Begriffe und Definitionen von Judenfeindschaft, Wallstein Verlag
Zwischen Antidiskriminierung und politischem Konflikt. Überlegungen zur Situation an Universitäten und Hochschulen in Deutschland
Der bewaffnete Konflikt in Gaza seit dem 7. Oktober 2023 hat an Universitäten und Hochschulen zu Spannungen, Konflikten und vereinzelt auch zu gewaltsamen Auseinandersetzungen geführt. Seitdem wird in verschiedenen wissenschaftspolitisch relevanten Kontexten mit Hochdruck an Strategien gegen Antisemitismus an Hochschulen gearbeitet, so etwa im Rahmen der Kultusminister:innenkonferenz, der Hochschulrektor:innenkonferenz, in den Wissenschaftsressorts der Länder und auch an einzelnen Hochschulen selbst. Einige der in diesem Rahmen entwickelten und ergriffenen Maßnahmen sind im akademischen Feld wie auch in der breiteren Öffentlichkeit nicht unumstritten, weil sie sowohl Fragen der Wissenschaftsfreiheit als auch der Hochschulautonomie berühren. Dazu zählt unter anderem die Verpflichtung von Hochschulen auf die Arbeitsdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) von Antisemitismus sowie deren Effekte auf internationale Forschungskooperationen.
Der Vortrag ordnet diese aktuellen Kontroversen in den Horizont längerfristiger Entwicklungen ein und diskutiert die Rolle von Hochschulen in der aktuellen Krisensituation. Fluchtpunkt der Überlegungen ist die Frage, was nötig ist, damit Universitäten ihrer doppelten Aufgabe gerecht werden können: das Forschen und die intellektuelle Auseinandersetzung über einen hochrelevanten politischen Konflikt zu ermöglichen – und dabei gleichzeitig dafür zu sorgen, dass der Hochschulalltag von allen Hochschulangehörigen als sicherer Ort gemeinsamen Lernens, Forschens und Arbeitens erlebt werden kann.